GaultMillau 2020: «Eine so starke Leistung von Agron Lleshi im ‹Jägerhof› verdient den 17. Punkt.»

GaultMillau 2020:

Agron Lleshi legt nochmals zu. So brillant wie seine Lehrerin und Vorgängerin Vreni Giger ist er schon länger, aber jetzt hat sich der junge St. Galler mit kosovarischen Wurzeln von seiner Vorgängerin freigekocht. Er hat den «Jägerhof» ringsum entstaubt, neue Teller und neues Besteck angeschafft und den Weinkeller neu bestückt. Wir arbeiteten uns kreuz und quer durch die beiden Menüs «Aus der Region» und «Aus der Ferne» und waren sehr beeindruckt – alles war perfekt getimt, elegant präsentiert und hervorragend gekocht. Und erst noch preiswert: Man isst im «Jägerhof» heute günstiger als zu Vreni Gigers Zeiten.

Neben hinreissenden Amuse-bouches gab’s die gewohnt grosse Auswahl hausgemachter Brötli von Mutter Lleshi mit Nuss- und Bärlauchbutter sowie St. Galler Rapsöl mit Kräuteressenz. Dann schmeckte der marinierte Rindscarpaccio mit mediterranem Gemüsechutney, Senfkörnern, Rucola und Parmesan ebenso gut wie das gebeizte Lachstatar mit Gurke, Apfelstückchen und Dill. Superleicht und unglaublich aromatisch war die thailändische Tom Kha Gai mit Poulet, Kokosmilch, Koriander und Pilzen. Der gebratene Scampo mit Krustentierschaum und Radieschen verriet die sichere Hand eines klassisch geschulten Fischkochs. Und das Hechtsoufflé auf Spinat und Kohlrabi war so wunderbar ausgewogen wie die Bärlauch-Gnocchi mit Nüssen und hausgemachtem Fetakäse. Fürs nächste Highlight sorgte die Kreation von Trüffel, Kartoffelstock und gebackenem Eigelb! Lleshi ist aber auch ein exzellenter Pasta-Koch: Der geflochtene Schmorbraten-Raviolo mit Appenzeller Käse und Salbei war umwerfend, die Taleggio-Ravioli auf geschälten Peperoni mit Verjus hielten mit. Im Hauptgang wählten wir Fisch und Fleisch: einen vorzüglichen gebratenen Zander auf mediterranem Gemüse und mit Artischockenrisotto. Und ein ebenso gutes Dreierlei vom Kalb (in Rapsöl pochiertes Filet, gebratene Milken und Kartoffelstrudel mit Kalbsfarce), serviert mit weissen Spargeln, Rapssalat und einer Hollandaise.

Auch die kreativen Desserts sind überragend: zuerst ein Piña-Colada-Vordessert. Dann eine Panna cotta mit Batida de Coco, ein Ananassorbet, Rumschaum und geröstete Kokosflocken sowie eine ausgeklügelte Haferflocken-Rhabarber-Variation. Bei Lleshis selbst gemachten Pralinen zogen wir Fazit: Eine so starke Leistung verdient den 17. Punkt.

Quelle: GaultMillau